Innovation Labs

Innovieren anno 2016 erfordert oft eine andere Mentalität als der Ansatz, der sich in großen, schon lange existierenden Firmen etabliert hat. Deswegen wird Innovation im schnelllebigen, digitalen Zeitalter oft in einer separaten Abteilung untergebracht, die oft auch in anderen Gebäude und Standorte untergebracht wird: das Innovationslab.

Warum gibt es Innovation Labs?

Im industriellen Zeitalter ging Innovation Schritt für Schritt. Produktionsprozesse wurden nach und nach optimiert, es dauerte oft lange Verbesserungen überall zu implementieren weil sie Hardwarebasiert waren. Dies bedeutete nämlich wieder, das Änderungen große Investitionssummen erforderten und es auch dauerte bevor alle Maschinen angepasst waren.

Im digitalen Zeitalter geht Innovation extrem schnell und theoretisch sind neue Produkte oder Produktversionen weltweit per Knopfdruck ausrollbar. Oft geht es nicht um Produktionsoptimierungen, aber um neue Geschäftsmodelle und neue Arten von Kommunikation. Die Entwicklungszyklen sind dabei kurz (oft zwei Wochen) und stützen auf Datenauswertung.

Eine solche schnelle (agile) Vorgehensweise erfordert eine andere Art von Mitarbeitern und andere Prozesse und Strukturen Abteilungsübergreifend, mit kurzen Entscheidungswegen. Innerhalb der Firma werden solche Initiative oft von der Unternehmenskultur erstickt. Deswegen haben 60 Prozent der DAX-Konzerne mittlerweile ein externes Innovation Lab.

Wie sieht ein Innovation Lab aus?

Die meisten Ideen für Labs kommen aus der Start-Up Szene, wo neue Technologiefirmen den Alteingesessenen Konkurrenz machen. Entwicklungsmethodiken wie Agile / Scrum und Design Thinking kommen aus dieser Ecke.

Auch gestalterisch wird ganz oft die Start-Up Szene kopiert. Es gibt mittlerweile fast nichts cooleres als ein Innovation Lab in einer ehemaligen Werkstatt, mit viel Backstein, Lofts, farbigen Büroräume und selbstverständlich einer sehr teueren Kaffeemaschine. Alles in einem Berliner Hinterhof.

Was für Typen gibt es?

Das Analyseunternehmen Crisp Research (Seit 2019 Teil der cloudflight.io Unternehmensgruppe) aus Kassel unterscheidet vier Typologien.

1 Innovation Labs

Das sind die eigentliche Labs, unternehmenseigen, wo den Mitarbeitern kreative Räume zur Verfügung gestellt werden. Lufthansa, eON und Rewe liefern hier die Beispiele.

2 Company Builder

Diese bauen selbst Start-Ups außerhalb der Firma auf. Check24’s MCube ist ein gutes Beispiel.

3 Acceleratoren

Das sind Programme für externe Gründer, die monatelang mit deren Start-Ups Büroräume und Unterstützung angeboten bekommen, um die erste Wachstumsphase erfolgreich zu überstehen. Axel Springer Plug and Play, in Zusammenarbeit mit einer Firma aus Kalifornien, ist hierfür ein gutes Beispiel.

4 Inkubatoren

Firmen beteiligen sich an Start-Ups und deswegen geht die Zusammenarbeit über die des Acceleratorenprogramms hinaus. Wobei es gut möglich ist, dass aus einem Acceleratorteilnehmer auch ein Inkubator-Partner wird.

Wann macht ein Innovation Lab Sinn?

Wenn die Unternehmenskultur Innovation im Keim ersticken könnte, sind Labs eine gute Möglichkeit. Aber nur wenn es ein langfristiges (mindestens drei Jahre) Commitment vom Vorstand gibt, denn die Erlöse lassen sich nicht immer einfach finanziell messen, und es braucht Zeit bevor anfassbare Ergebnisse raus kommen.

Zeitgleich ist es wichtig im Blick zu behalten, dass ein Innovation Lab nicht nur für die Außendarstellung da ist, sondern der Firma auch konkret was bringen sollte. Cisco’s Open Innovation Labs sind dafür ein gutes Beispiel: Partnerfirmen von Cisco und Gründer können zusammen mit Mitarbeiter für kurze Zeit, meist einige Wochen an neuen Produkten basteln. Danach wird entschieden ob und wie die Zusammenarbeit weiter geht, wobei der Nutzen für Cisco im Vordergrund steht.

Innovation Labs sind übrigens nicht billig: Kauf oder Miete und Einrichtung der Räume kosten oft einen sechsstelligen Betrag, und es braucht auch neue Mitarbeiter um die gewünsche Kreativität und Mentalitätsänderung zu realisieren.

 

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