Tanja Schindler - Futuristin und Gründerin

 

Podcast
Folge 02 - Staffel 2

Wo Zukunft draufsteht, muss auch die Zukunft drinstecken. Deshalb haben wir uns auch in der zweiten Staffel eine professionelle Zukunftsforscherin eingeladen.

Tanja Schindler ist studierte Zukunftsforscherin, nennt sich selbst aber Futuristin. Warum? Weil ihr Fokus auf der Gestaltung von Zukunft liegt. Das Spannende an Tanja aber ist ihr internationaler Blick auf das Thema, da sie täglich mit Menschen weltweit dazu im Austausch ist. Denn studiert hat sie in Australien, viele ihrer Projekte sind zusammen mit der EU, sie ist stellvertretende Vorsitzende der Association of Professional Futurists und 2019 hat sie selbst eine globale Plattform und Community, Future Spaces, gegründet. Uns interessiert deshalb natürlich direkt:

Gibt es Unterschiede zwischen der Zukunftsforschung in Deutschland und woanders? Ja!

Fragt man in Deutschland nach Werkzeugen und Ansätzen, dann ist das Erste, das kommt der Trendradar und die große Frage danach, welche Technologien in den nächsten 5 bis 10 Jahren bedeutend werden. Geht es um Zukunftsforschung, ist man in Deutschland noch immer stark Analyse-getrieben, möchte alles messbar machen und jedes Szenario mit Wahrscheinlichkeiten unterlegen – die klassische Foresight Arbeit. Ein Ansatz, den Tanja noch aus ihrer Zeit in der Strategieabteilung bei Osram kennt und der sie überhaupt auch erst zur Zukunftsforschung gebracht hat. Im Studium aber hat sie schnell gemerkt: Dieser Blick auf die Zukunft ist erstens sehr einschränkend und eben sehr Deutsch.

Zukunftsforschung in Australien* hingegen ist stärker ausgerichtet auf Themen wie Leadership, Haltung und Kultur.

(*Zukunftsforschung an der FU Berlin ebenso und darf nicht mit dem klassischen Foresight verwechselt werden, dass viele Konzerne in ihrer Strategiearbeit nutzen).
Das wird besonders deutlich an einem spannenden Projekt, von dem Tanja uns berichtet. So hatte sie während des Studiums die Möglichkeit, mit Aborigines ein Zukunftsprojekt zu machen. Hier ging es nicht um Technologie oder Trends, sondern ganz akut um das Thema Zukunftsangst und das Gefühl der Ohnmacht “Wir können doch sowieso nichts machen”. Im Rahmen des Projekts, wo sich der Zukunft ganzheitlich genähert wurde, und wo es vorwiegend darum ging, mit Glaubenssätzen zu arbeiten und Verbindungen aus dem Gestern über das Heute in die Zukunft zu schaffen, konnte herausgearbeitet werden, welchen Wert die Teilnehmer:innen in sich tragen und dass ihnen die wertvolle Rolle des Wissensträgers zukommt.

Indem sich im Zukunftsprojekt auf die Werte und Fähigkeiten konzentriert wurde, konnte ein neues Narrativ entwickelt werden, das Mut macht und wieder Perspektiven gibt.

Die Ausgangsbasis für einen positiven Blick in die Zukunft und Innovation im Heute. Das ist auch der größte Unterschied, nicht unbedingt zwischen der deutschen und internationalen Zukunftsforschung, sondern eher zwischen der klassischen (aus den 1980ern) und der jungen Zukunftsforschung: Es geht immer mehr um das Erzählen von Zukunftsgeschichten und die Frage, wie man Menschen bewegt. Denn: Fragt man Menschen, wie sie sich Zukunft vorstellen, dann bekommt man all die schönen Hollywood Science Fiction Ideen, wie fliegende Autos präsentiert. Fragt man sie aber, wie sie leben wollen und was sie sich wünschen, dann stehen Familie, Beziehungen und Natur im Vordergrund. Themen, die in der klassischen Zukunftsforschung wenig Raum bekamen. Im Gegenteil, Emotion wurde bewusst rausgehalten. Der Wert der Zukunftsforschung aber ist genau das: unterschiedliche persönliche und kulturelle Blickwinkel zusammenbringen, Tabus brechen und “linguistische Lücken” aufdecken. Tanja fördert deshalb in ihrer Arbeit vorwiegend die partizipatorische Zukunftsgestaltung einerseits und den positiven Blick andererseits.

Denn: fokussieren wir nur die Krise und das Negative verpassen wir, was es vielleicht schon an neuen Signalen und Mut in der Welt gibt.

Tanja nennt es die Arbeit mit ”Pockets of Hope", wie z. B. Good News. Das sind kleine Samen, die unsere Aufmerksamkeit benötigen, damit daraus großes wachsen kann.

 

 

“Über morgen reden – Folge 2 der zweiten Staffel mit Tanja Schindler – Futuristin und Zukunftsgestalterin”

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Unser Neue Werte Podcast “Über morgen reden”

Wie der Titel verrät, wollen wir über das reden, was morgen kommt und heute schon im Wandel ist. Wir möchten herausfinden, wie sich Werte in unserer Gesellschaft verändert haben – ob Einstellungen zu Beruf, Diversität, Stellenwert der Arbeit oder auch zur Zusammenarbeit, zu Geschäftsmodellen und zum Leben ganz allgemein. Wir gehen der Zeitenwende auf die Spur. Alles gezielt mit Interview-Partner:innen außerhalb unserer eigenen Agentur/Digital-Bubble. Was können wir für die nächsten 15 Jahre lernen?

 

 
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